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Die Jeans als Teil des Business-Looks – No-Go oder machbar?

Die Jeans als Teil des Business-Looks – No-Go oder machbar?

Wenn 16-jährige Jungs ihre Mama mit aufgesetztem Hundeblick fragen, ob sie denn zu ihrem ersten Bewerbungsgespräch nicht einfach ihre geliebte Jeans tragen dürfen, donnert ihnen meist ein entschiedenes „Nein!“ entgegen. Denim-Jeans zum Business-Look? Unvorstellbar, verpönt, inakzeptabel – man kennt diese Aussagen. Doch was ist von solchen Pauschalisierungen eigentlich zu halten? Das ungeschriebene Gesetz, dass Jeans niemals mit einem seriösen Auftreten vereinbar sind – hat es noch seine Gültigkeit? Oder handelt es sich hierbei einfach nur um ein Relikt vergangener Zeiten, dessen Verfallsdatum immer näher rückt, ja teilweise vielleicht schon überschritten ist? Die Jeans als Teil des Businesslooks – unvorstellbar oder nicht schon längst Realität in unseren Büros?

Eines muss hier gleich vorweg genommen werden: Die wenigsten Betriebe, in denen es um Büro- oder Managementtätigkeit geht, haben tatsächlich so etwas wie eine vorgeschriebene Kleiderordnung. Stattdessen wird vieles stillschweigend vorausgesetzt. Es scheint selbstverständlich, dass Broker auf dem Börsenparkett mit Anzug und Krawatte erscheint. Es wird als Grundvoraussetzung Nummer Eins gehandelt, dass Positionen im mittleren oder oberen Management nur von Menschen in Flanellhosen besetzt werden. Ob nun irgendwo festgeschrieben oder nicht – in diesen Positionen ist es einfach so und es wird sich wohl auch nicht so schnell ändern. Gleichwohl kommt es immer häufiger vor, dass selbst Chefs oder Angestellte in höheren Positionen immer wieder Ausnahmen machen, wenn es um ihre Geschäftskleidung geht.

Gerade bei Meetings oder Geschäftsessen im lockeren Rahmen werden immer häufiger ein paar lässige schwarze Jeans zum Hemd getragen. Ähnliches gilt für Unternehmen, die am „casual Friday“ die Kleiderordnung etwas lockern. Doch Vorsicht, auch hier gilt es, es nicht zu lax zu nehmen. Eine Jeans im Businessbereich bedeutet eben auch auf jeden Fall ein schlichtes Modell zu wählen. Auffällige Waschungen, ausgefallene Farben oder gar Löcher oder Destroyed-Look sind nach wie vor nicht gern gesehen. Stattdessen sollte lieber auf schwarze oder zumindest dunkelblaue Modelle gesetzt werden, die möglichst farbstark sind und noch nicht ausgewaschen aussehen.

Es sind aber auch Positionen und Jobs denkbar, die einem in puncto Hosenwahl noch deutlich mehr Freiheit bieten. So verlangt nicht jeder Bürojob automatisch nach einer Anzugshose. So sind zum Beispiel Angestellte in der Versicherungsbranche, im Ingenieurwesen oder auch Autoverkäufer heute nicht mehr automatisch dazu gezwungen auf ihre geliebte Denim zu verzichten. Zudem gibt es genügend Berufe im kulturellen, kreativen oder journalistischen Bereich, die keine hochklassige Business-Mode voraussetzen, ja wo es sogar overdressed wirken kann, im Anzug zur Arbeit zu erscheinen.

Die Problematik mit dem Vorstellungsgespräch bleibt aber. Gerade wenn man sich nicht sicher ist, wie man den (künftigen) Arbeitgeber einschätzen soll oder wenn die Kleiderordnung des Unternehmens unbekannt ist, dann sollte man nach wie vor zum schwarzen Anzug greifen. Das gilt für 95 Prozent der Vorstellungsgespräche pauschal – der Anzug ist hier einfach nach wie vor Pflicht. Und selbst, wenn sich hinterher herausstellt, er wäre nicht nötig gewesen, war man lieber overdressed als underdressed. Niemand wird es einem zum Vorwurf machen und negativ bewerten, wenn man im traditionellen Business-Look erscheint.

Der traditionelle Businesslook – das bedeutet Anzug, Hemd, Krawatte, Hosenanzug, Rock, Blazer und Bluse. Doch eine Entwicklung ist erkennbar. Der neue Businesslook kennt durchaus auch andere Facetten. Immer und überall schwarz oder mit Nadelstreifen zu erscheinen ist keine Selbstverständlichkeit mehr – und erst recht keine Pflicht. Nichtdestotrotz darf man die althergebrachte Businessmode nicht unterschätzen. Es wäre vermessen zu sagen, dass sie heute weniger relevant ist, als noch vor einigen Jahren. Es kann heute aber einfach schneller vorkommen, dass man sich von ihr frei machen und auch mal seine blaue Jeans im Büro tragen kann. Und sein wir ehrlich; was gibt es schließlich schöneres, als sich von gesellschaftlichen (Pseudo-)Zwängen zu lösen und einfach der sein zu dürfen, der man ist? In Jeans zu schwarzen Schuhen und Hemd und Sakko, anstatt in Flanellhose – macht oft genauso viel her, auch wenn man es kaum glauben mag.

Wenn dann noch so viel Kritik hageln mag, sollte man sich einfach auf Steve Jobs besinnen, der selbst als oberster Chef von Apple Turnschuhe, Rollkragenpullover und Jeans trug.

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